Seekrank, und nun?

Ein großes Vorurteil bei einer Kreuzfahrt ist die Seekrankheit. So ganz von der Hand zu weisen ist das nicht, aber man sollte nicht deshalb auf eine Kreuzfahrt verzichten. Das hat mehrere Gründe:
1. Nicht jeder wird Seekrank
2. Es gibt gute Mittel dagegen
3. Man hat relativ selten unruhige See
Trotzdem kann es den ein oder anderen natürlich sowohl mit Sturm oder auch Seekrankheit erwischen. Wir hatten auch schon Stürme, und es kommt tatsächlich darauf an, wie die Wellen das Schiff treffen. Oft wird auch gesagt, dass man manche Meere meiden sollte, weil dort öfter Stürme sind. Naja, kann man aber nicht verallgemeinern. Am "Wildesten" ist es meist auf dem Atlantik, aber auch dort gibt es wesentlich mehr ruhige als wilde Tage. Dafür gibt es im Mittelmeer auch wirklich heftige Stürme, obwohl oft behauptet wird, dass es da am ruhigsten ist. Wie auch immer, es kann überall Sturm und Wellen geben, muss es aber nicht.
Das Schiff macht grundsätzlich bei Sturm zwei verschiedene Bewegungen, die eine nennt man "Stampfen" und die andere "Rollen". "Stampfen" tut ein Schiff, wenn die Wellen von vorn kommen. Das empfinden die meisten Menschen als nicht so schlimm. Das "Rollen" dagegen passiert, wenn das Schiff seitlich oder schräg getroffen wird. Auch wir empfinden diese Bewegung als wesentlich unangenehmer. Wir sind zwar bis jetzt von ernst zunehmender Seekrankheit verschont geblieben, aber Mitreisende haben wir natürlich schon erlebt, die Schwierigkeiten hatten.
Eins vorweg - die Reedereien sorgen gut vor. Es gibt an Bord immer irgendein Mittel gegen Seekrankheit und vor allem sind alle modernen Kreuzfahrtschiffe mit sogenannten Stabilisatoren ausgerüstet, die die "Rollbewegung" weitgehenst eindämmen.
Was ist Seekrankheit?
Im Vorstadium empfindet der Betroffene leichtes Unwohlsein, leichtes Frösteln, kalten Schweiß und ein leicht drückendes Gefühl in der Magengegend. Er wirkt müde bis schläfrig und desinteressiert, reagiert langsamer, spricht weniger, ist etwas blass im Gesicht. Im Blut steigen die Spiegel der Stresshormone. Bei zunehmender Reisekrankheit entstehen kalter Schweißausbruch, Gähnen, Müdigkeit, Schläfrigkeit, Abgeschlagenheit, geistige Leere, Arbeitsunlust, Desinteresse bis hin zur Lethargie, Kopfschmerzen, Schwindel, Zwangsschlucken, Brechreiz, Sodbrennen und Erbrechen.
Was kann man gegen die Seekrankheit tun?
Jeder reagiert anders, deshalb hilft dem einen das eine Mittel, der andere muss was anderes nehmen. Zunächst sollte man sich mit Hausmittel oder sonstiger Tricks behelfen, denn die Medikamente die es gibt, sind meist ziemlich heftig. Dazu aber später. Es folgen nun erst die Hausmittel bzw. Tricks, danach dann die Medikamente mit Ihren Vor- und Nachteilen.

Hausmittel / Tricks
1. Den Horizont fixieren
Wenn man eine Außenkabine mit oder ohne Balkon hat, ist das recht einfach. Am besten funktioniert es, wenn man liegend immer an den Horizont schaut, denn der bewegt sich nicht. Leider ist das bei richtig schlechtem Wetter nicht möglich, denn dann sieht man den Horizont nicht, der verschmwimmt mit dem Meer. Aber es ist selten so, dass man den Horizont nicht mehr sieht. Deshalb einen Ort auf dem Schiff suchen, bei dem ungestört den Blick nach außen hat.
2. Schiffsmitte suchen
Der Blick auf den Horizont ist das eine. Der Aufenthalt in der Schiffsmitte so weit wie möglich unten ist das andere. Im Zweifelsfall den Deckplan zur Hand nehmen und schauen wo sich eine Bar oder ein öffentlicher Raum möglichst in der Mitte befindet. Das ist meist kein Problem. Natürlich wäre man lieber allein wenn es einem schlecht geht, aber man braucht sich keine Sorgen machen, dort werden noch mehr Passagiere sein, denen es so geht. Ein weiterer Vorteil: Man kommt mit anderen ins Gespräch und "vergißt" evtl. wie es einem geht.
3. Ausreichend Essen
Was sich zunächst komisch anhört ist aber wirklich wahr. Viele machen den Fehler und Essen nichts wenn es Ihnen schlecht ist. Aber eigentlich weiß man, dass man nicht mit leerem Magen Auto, Schwimmen oder Achtebahn fahren soll. Das gleiche gilt auch auf dem Schiff. Allerdings aufpassen. Zuviel ist auch nicht gut. Man SOLLTE sich überwinden etwas zu essen. Aber auch nicht zu reichlich was die Menge aber auch die Reichhaltigkeit angeht. Am besten ist Obst, Helles Brot, Nudeln und Fleisch, diese Erfahrung haben wir selbst gemacht.
4. Viel Trinken
Wie beim Essen gilt: Nicht zu viel und unbedingt das richtige. Alkohol ist natürlich absolut kotnraproduktiv. Wasser, Säfte und Tees helfen dagegen immer. Am besten hilft Ingwertee. Dazu aber beim nächsten Punkt mehr.
5. Ingwer
Viele schwören darauf. Ingwer gibt es in allen möglichen Darreichungsformen. Als Tablette, Kapsel, Pulver, Tee, getrocknet, frisch usw. Grundsätzlich ist es egal wie man es einnimmt, es hilft. Ich selbst bekomme das Zeug nicht runter, aber ich bin ich noch nie Seekrank geworden. Zum Glück.
6. Akkupressurarmband
Immer mehr Reisende haben solche Armbänder. Die Armbänder gibt es manchmal im Bordshop, oder man deckt sich vorher bei diversen Onlineshops damit ein. Bei einem großen Onlinehandel gibt es die Bänder ab knapp über 2€. An Bord meist ab 12€ für das Paar. Man kann sie auch mit versch. Designs bekommen, damit sie zum jeweiligen Outfit passen. Aber eins ist sicher, bei starkem Seegang schaut niemand wirklich aufs Outfit und ob alles zusammen passt. Wenn man die Armbänder richtig anlegt, dann drückt ein kleiner Kunststoffknopf auf den Punkt, der verhindern soll, dass es einem schlecht wird. Soll übringes auch bei, Autofahren oder Fliegen helfen.
7. Kabinenwahl
Auch die Kabinenwahl ist wichtig. Vorne, hinten und oben fühlt man die Bewegungen am meisten. Deshalb sollten Kreuzfahrtneulinge erst mal eine Kabine in der Schiffsmitte buchen. Das hilft wirklich. Der Unterschied ist frapierend. Mit jedem Meter nach vorne oder hinten spürt man das sehr stark.
Medikamente
Die Einnahme der hier beschriebenen Wirkstoffe erfolgt IMMER auf eigene Gefahr
1. Dimenhydinat
Medikamente mit diesem Wirkstoff sind im Handel frei erhältlich und werden unter sehr verschiedenen Namen angeboten.
Der in den Reisetabletten/Kaugummis enthaltene Wirkstoff Dimenhydrinat ist ein H1-Rezeptor Antagonist, der in der Lage ist, die zentral im Brechzentrum befindlichen Histamin1-Rezeptoren zu blockieren. Durch den körpereigenen Botenstoff Histamin vermittelter Schwindel, Übelkeit und Erbrechen kann so unterdrückt und verhindert werden. Histamin wird unter bestimmten Bedingungen, wie z.B. bei Bus- und Schiffsreisen, im Körper übermäßig freigesetzt.
Dieses Medikament ist meist auch für Kinder ab 6 Jahren zugelassen. Der Nachteil, wie bei den meisten Reisetabletten mit anderen Wirkstoffen ist, dass sie bei Herzproblemen jeder Art nur mit ärtzlicher Anweisung eingenommen werden sollten. Ausserdem machen sie meist etwas bis sehr stark müde.
2. Scopolamin
Dieser Wirkstoff ist nicht ohne. Eigentlich ist Scopolamin ein Nervengift und wirkt auch so. Er wird meist in Form von Pflaster dargereicht. Auf vielen Schiffen kann man die Pflaster direkt an Rezeption holen. Leider wird da aber nicht kontrolliert, wie viele jeder bekommt. Dabei kann bei Überdosierung ganz leicht Apathie eintreten, mit allen Problemen bis zum Herzstillstand. Vor allem sollten diese Pflaster nie von jemand genommen werden, der Betablocker oder Psychopharmaka nimmt. Das endet sehr schnell auf der Krankenstation des Sshiffs oder noch schlimmer an Land, wenn der Bordarzt Gefahr im Verzug sieht. Wichtig ist auch, dass mann nicht mehr als 1-2 Pflaster innerhalb von 72 Stunden klebt.

Das sind die meist verwendeten Medikamente die auch wirklich helfen. Auch die vom Bordarzt verwendeten Spritzen haben meist diese Wirkstoffe oder eine Kombination davon. Deshalb unbedingt dem Arzt sagen, welche Medikamente man immer nimmt, damit er entscheiden kann, ob es sinnvoll ist so etwas zu geben.

Zusammenfassung
Alles in allem ist es am besten gar nicht Seekrank zu werden. Vor allem, nicht so viel Gedanken daran verschwenden. Wenn man Seekrank ist, dann merkt man es garantiert. Es hilft also nicht jedes kleine vermeintliche Anzeichen als Seekrank zu interpretieren. Meist hilft es wie schon beschrieben, wenn man sich ablenkt. Das wichtigste: Sobald die See wieder ruhig wird, geht es einem wieder gut. Viel Spaß auf allen Fahrten.